Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, sehr geehrter Herr Generaldirektor Metz, sehr geehrter Herr Direktor Reuter, meine sehr geehrten Damen und Herren,

meine Vorrednerin hat es bereits angesprochen – wo könnte eine Ausstellung über römische Städte besser präsentiert werden als in Trier, der einst größten römischen Stadt nördlich der Alpen? Als Oberbürgermeister dieser Stadt freue ich mich jedenfalls sehr, dass dieses spannende Ausstellungs-Projekt hier bei uns, der ältesten Stadt Deutschlands, realisiert wird.

Als Oberhaupt einer städtischen Kommune schaut man natürlich interessiert auf seine Vorgänger in der Antike und fragt sich, wie diese damals wohl regierten und agierten. Für mich persönlich ist es besonders faszinierend, mit wie wenig Verwaltungspersonal man in den großen römischen Metropolen vor knapp 2000 Jahren auskam. Vieles wirkt zwar auf den ersten Blick ähnlich, erweist sich bei genauerem Hinsehen dann aber doch ganz anders als heute. Da gab es zum Beispiel – wie heute auch – einen Stadtrat, den sog. ordo decurionum, in dem allerdings nur Vertreter der reichen Oberschicht saßen. Voraussetzung für eine Aufnahme in diesen erlauchten Kreis war nämlich ein Mindestvermögen von einer Million Sesterzen. Da überrascht es einen nicht, dass die Herren – Frauen waren damals vom politischen Leben ja ausgeschlossen – ehrenamtlich für ihre Stadt tätig waren. Mehr noch: man erwartete von den begüterten Stadträten ein großzügiges finanzielles Engagement etwa bei öffentlichen Bauvorhaben und andere Wohltaten mehr.

Nun könnte man meinen, dass es angesichts einer solch kostengünstigen Verwaltungsstruktur um die Finanzen der römischen Städte hervorragend bestellt war. Doch weit gefehlt!

Als Plinius der Jüngere um das Jahr 112 n. Chr. Statthalter in der Provinz Bithynien (heute in der Türkei gelegen) war, besuchte er auch die dort befindlichen Städte. In diesem Zusammenhang schrieb er an Kaiser Traian folgende Zeilen: „Zur Zeit prüfe ich die Einnahmen, Ausgaben und Außenstände der Stadt Prusa und merke im Verlauf meiner Tätigkeit immer mehr, wie notwendig dies ist. Viele Außenstände der Stadt werden nämlich aus mancherlei Gründen von  Privatleuten nicht bezahlt, manches gibt die Stadt Prusa außerdem für recht ungebührlichen Aufwand aus. […]. Erwäge doch bitte, Herr, ob Du es für notwendig hälst, einen Vermessungsfachmann hierher zu schicken. Denn man könnte wahrscheinlich beträchtliche Summen von den Bauunternehmern zurückfordern, wenn man die Vermessungen einmal gewissenhaft nachprüfen würde. Das erkenne ich jedenfalls an den Rechnungsbüchern der Stadt Prusa, die ich gerade eingehend prüfe“.

Ich möchte hier keine Betrachtungen darüber anstellen, ob Dergleichen auch heute noch möglich ist – oder gar Parallelen zu modernen Verhältnissen ziehen. Dies würde weder den heutigen Kommunen noch den römischen Städten gerecht.

Sie sehen aber, dass es auf jeden Fall lohnt, sich mit dem Phänomen der römischen Städte näher zu beschäftigen. Neben Fragen ihrer Verwaltung ist es auch immer wieder der hohe zivilisatorische Standard, der uns heute noch beeindruckt. Nehmen Sie zum Beispiel die Kanalisation: für die antike colonia Augusta Treverorum eine Selbstverständlichkeit, erhielt das moderne Trier erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder ein Kanalnetz zur Abwasserbeseitigung. Und der antike Wohnluxus im alten Trier ist auch heute noch kaum zu überbieten, wie Sie sich gleich anhand der prächtigen Mosaike und Wandmalereien selbst überzeugen können. Wer kann sich heute so etwas schon leisten?

Freuen Sie sich mit mir auf eine wirklich gelungene Ausstellung, einzigartige Exponate und nicht minder beeindruckende Inszenierungen. Ich wünsche der Ausstellung den Erfolg, den sie verdient hat – und natürlich viele, viele Besucher!

Vielen Dank.